Einst lebte ein Frosch, der wollte anders sein als alle anderen
Frösche im Teich. Er fand es langweilig, dass alle Frösche
gleich aussehen. Karl, so hieß der Frosch, setzte sich auf ein
Seerosenblatt und schaute auf die Wasseroberfläche. Die
Wasseroberfläche war so glatt, dass Karl sein Spiegelbild sehen
konnte.
"Wie langweilig!", seufzte er. "Ich sehe aus wie jeder andere Frosch
auch! Ich will aber nicht so aussehen wie alle anderen Frösche.
Ich will anders aussehen und berühmt werden!", rief er. Karl
überlegte, was er an sich verändern konnte, um anders
auszusehen. Seine Haut war grün, wie bei allen anderen
Fröschen auch. Er hatte ein breites Maul, eine sehr lange Zunge,
um Fliegen fangen zu können, und er hatte an seinen
Füßen Schwimmhäute, damit er gut schwimmen konnte. "Wie
schade! Ich bin ein ganz normaler Frosch!", seufzte er. Da lief eine
kleine Maus am Teich vorbei, und dann noch eine Maus und noch eine. Das
war nichts besonderes, da die Mäuse jeden tag am Teich
vorbeiliefen. Aber die Mäuse sahen nicht alle gleich aus! Karl
entdeckte, dass jede Maus ihre eigene Frisur hatte! So sah jede Maus
anders aus und jeder erkannte die einzelnen Mäuse.
"Ich will auch eine eigene Frisur haben!", dachte sich Karl. Doch
Frösche haben doch keine Haare und daher konnte Karl auch keine
eigene Frisur haben. Plötzlich hatte Karl eine Idee. Er wollte
unbedingt eine eigene Frisur haben. Und wenn er schon keine eigenen
Haare hatte, konnte er sich ja eine Perücke aufsetzen!
Mit einem großen Sprung sprang Karl ins Wasser und tauchte
hinunter in seine Wohnung, die am Grund des Teiches lag.
Dort angekommen suchte der Frosch alle Kästen, alle Kisten und
alle Schränke ab, doch eine Perücke konnte er nicht finden.
Doch so schnell wollte Karl nicht aufgeben. Er schwamm ans Ufer und
entdecke dort ein paar Haare vom Biber, von den Mäusen und dem
Fuchs. Karl sammelte die Haare ein und schwamm zurück in seine
Wohnung.
Dann bastelte sich Karl aus den Tierhaaren eine Perücke. Das war
gar nicht so einfach, aber Karl gab nicht auf. Die ganze Nacht bastelte
er an seiner Perücke. Er vergaß sogar zum abendlichen
Froschkonzert zu gehen. Diese Konzerte machten ihm keinen Spaß
mehr, da er nur einer von vielen Fröschen war, die im Chor
quakten. Es war für Karl im Moment nur wichtig, die Perücke
endlich fertig zu bekommen.
Am Morgen setzte Karl die Perücke auf. Karl schaute sich in den
Spiegel. Was für eine Veränderung! Karl sah nun ganz anders
aus! Jetzt war Karl ein ganz anderer Frosch. Er war stolz auf seine
Perücke und wollte sie gleich allen anderen Fröschen zeigen.
Also schwamm er ans Ufer und setzte sich so auf die Böschung, dass
ihn jeder Frosch und jedes Tier sehen konnte. Alle starrten Karl an.
"Nein wie entsetzlich! Du siehst ja gar nicht mehr wie ein Frosch
aus!", riefen die anderen Frösche. "Es ist gefährlich, wenn
du anders aussiehst als andere Frösche! Der Storch wird dich
zuerst entdecken und gleich fressen wollen! Ohne Haare kann dich der
Storch nicht so schnell entdecken!", sagte der älteste Frosch.
Doch Karl lachte nur: "Ihr seid doch ur neidisch, weil ich jetzt viel
hübscher bin als ihr! Ich bin etwas Besonderes!" Doch der
älteste Frosch schüttelte seinen Kopf: " Wir sind nicht
neidisch! Aber es ist nun einmal so, dass Frösche keine Haare
haben, weil sie sich damit nicht so gut vor den Störchen, die uns
fressen wollen, verstecken können!"
Karl war beleidigt und hüpfte davon. Konnten denn die anderen
nicht sehen, wie besonders er nun war? Endlich war er anders als die
anderen! Und es war so einfach gewesen sich zu verändern!
"Und trotzdem sind alle nur neidisch auf mich und meine tolle Idee!,
quakte Karl und hüpfte über die Wiese.
Die Haare auf seinem Kopf wackelten hin und her. Plötzlich
bemerkte Karl einen dunklen Schatten über sich. Vorsichtig schaute
der Frosch nach oben. Ein Storch! Und dieser Storch kam genau auf Karl
zugeflogen!
"Ein Frosch mit Haaren! Der wird besonders gut schmecken! Hätte er
keine Haare, hätte ich ihn im Gras gar nicht entdeckt!", rief der
Storch und schnappte nach Karl. Der duckte sich schnell. Doch was war
das? Der Storch hatte nur die Perücke im Schnabel! Karl
hüpfte schnell zurück zum Teich und sprang ins Wasser.
Er zitterte und bibberte vor Schreck.
Nach einer ganzen Weile hatte sich Karl wieder beruhigt. "Die Idee mit
der Perücke war wohl doch nicht so gut!", sagte Karl zu sich
selbst. "Aber ich weiß jetzt, wie ich auch ohne Perücke
anders sein kann als alle anderen Frösche!" Am Abend, als das
Froschkonzert am Teich begann, saß Karl auf seinem Seerosenblatt
und quakte ganz besonders schön und laut. Dabei lächelte er
und alle Tiere bemerkten, dass Karl die schönste Stimme von allen
hatte und der freundlichste Frosch von allen Fröschen war. Karl
hatte entdeckt, dass er sich selbst verändern musste und nicht
sein Aussehen, wenn er berühmt sein wollte und wenn er anders sein
wollte. Und er quakte, lächelte und war glücklich. Die
Geschichte über seine Idee mit der Perücke erzählte Karl
gerne und oft und er erzählte sie auch noch seinen Enkelkindern.