Hinten im Garten, versteckt unter den Rosenbüschen, lebte eine Schnecke. Iiiiii! - Nein, gar nicht Iiiii! Diese Schnecke war eine ganz besondere Schnecke. Ihr Schneckenhaus war braun und hatte eine kleine rote Blume darauf. Und der Körper von Frau Schnecke war blau. Ja, blau. So eine Schnecke gab es nur ein einziges Mal auf der ganzen Welt. Und weil sie so einzigartig war, hatte sie auch einen ganz seltenen Namen. Selma von Schneckenburg und Rosenbusch.
Selma liebte es unter den Rosen zu sitzen und den Himmel zu beobachten.
Wenn eines der Tiere, die im Garten wohnten, wissen wollte, wie das Wetter werden würde, fragten sie Selma. Sie war also eine Wetterschnecke. Sie konnte vorhersagen wann es regnen würde, wann es Schnee gab, ob es ein Unwetter geben würde oder wie lange die Sonne scheinen würde.
Eines Tages kam eine Ameise aus dem großen Ameisenhaufen zu Selma. Die Ameise wollte wissen, ob an diesem Tag die Sonnen scheinen würde. Also lief die Ameise zum Rosenbusch und rief: „Guten Morgen, Frau Selma! Ich bin es, Ameise 241 aus dem großen Ameisenhaufen. Darf ich sie etwas fragen?“, rief die Ameise so laut sie konnte. Selma kroch aus ihrem Schneckenhaus heraus.
„Guten Morgen, Ameise 241! Was möchtest du denn wissen?“, sagte sie.
„Oh Schreck! Aber nein, das kann doch nicht sein!“, rief die Ameise und war entsetzt. Ganz nervös lief sie um die Schnecke herum und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Was ist denn, Ameise 241? Warum bist du denn so aufgeregt?“, fragte Selma.
Die Ameise stellte sich auf die Hinterbeine, damit Selma sie besser hören konnte: „Frau Selma, bitte erschrecken sie jetzt nicht, aber sie sind ganz gelb!“
Selma zuckte zusammen. „Das kann doch nicht sein! Ich bin eine blaue Wetterschnecke und ich kann nicht gelb sein!“
Ameise 241 wiederholte: „Frau Selma, sie sind gelb! Warum, weiß ich nicht, aber meine Augen sind in Ordnung. Ich war erst gestern beim Augenarzt. Wenn sie mir nicht glauben, dann fragen sie doch ihre Freunde, die drei Pilze!“
Selma wollte es nicht glauben. Sie schaute ihren Körper an und war entsetzt. Ihr wunderschönes Schneckenhaus war nun grün und ihr einzigartiger blauer Körper war nun gelb. „Ich glaube ihnen, Ameise 241, aber warum bin ich nun gelb?“, wollte Selma wissen.
Die Ameise 241 schüttelte ihren Kopf: „Das weiß ich leider nicht, aber vielleicht wissen die drei Pilze eine Antwort auf diese Frage. Wollen wir gemeinsam zu ihren Freunden gehen?“
Gemeinsam gingen Selma und Ameise 241 zu den drei Pilzen, die beim Eichenbaum standen.
„Liebe Freunde,“ sagte Selma, „seht mich an! Bitte, könnt ihr mir sagen, warum ich gelb bin?“
Die drei Pilze betrachteten die Schnecke. „Liebe Selma, waren sie gestern zu lange in der Sonne? Haben sie vielleicht einen Sonnenbrand?“, fragte der kleinste Pilz.
Selma schüttelte den Kopf. „Nein, ich war nur kurz in der Sonne und ich war mit Sonnenmilch eingecremt,“ antwortete sie.
„Haben sie eine neue Seife benützt?“, fragte der größte Pilz. Wieder schüttelte Selma den Kopf. „Nein, ich verwende nur meine Rosenblütenseife, die Frau Maus herstellt. Das kann also auch nicht der Grund dafür sein, dass ich nun so gelb bin!“
Da hatte der mittlere Pilz eine Idee. „Liebe Frau Selma, haben sie in den vergangenen Tagen auch genug getrunken? Vielleicht haben sie nämlich zu wenig Wasser getrunken und daher hat sich ihr Körper gelb und ihr Haus grün verfärbt?“
Selma überlegte. „Also in der Früh habe ich einen Tautropfen getrunken. Mittags habe ich nichts getrunken und am Abend auch nicht! Oh, das könnte es tatsächlich sein! Danke!“
Und so schnell Selma konnte, kroch sie zum Bach, der zum Gartenteich führte. Ganz vorsichtig kroch sie an das Ufer und begann zu trinken.
Ameise 241 stand daneben und passte auf, dass Selma nicht ins Wasser fiel. Und die Ameise 241 konnte etwas sehr Lustiges beobachten. Denn je mehr Wasser die Schnecke trank, um so mehr verfärbte sich der Körper wieder blau und das Schneckenhaus wieder braun.
Endlich hatte Selma genug getrunken und sie sah nun wieder aus wie immer. Das machte sie glücklich und sie wollte nie wieder vergessen, genügend Wasser zu trinken, damit sich ihr wunderschöner blauer Körper nie wieder gelb verfärben würde. Selma war nämlich der Meinung, dass sie in gelb komisch aussah.
Kunigunde Spinne krabbelt auf dem
Boden. Vor einem wunderschönen Fliederbusch bleibt sie stehen.
„Ja,
das ist ein schöner Platz zum Wohnen!“, sagt sie. Vorsichtig
sieht
sie sich um. Weit und breit ist keine andere Spinne zu sehen. Langsam
krabbelt Kunigunde den Stamm
des Fliederbusches hinauf. Kein Käfer, keine Ameise, ja noch nicht
einmal ein Marienkäfer ist zu sehen. „Hier ist es schön
ruhig!
Ein guter Platz um mein Bett zu bauen!“, sagt die Spinne. Ganz hinauf
klettert Kunigunde. Sie
sieht sich um. Ein herrlicher Ausblick! Den ganzen Garten kann
Kunigunde sehen! Nun beginnt die Spinne ein Netz zu
weben. Schnell spannt sie die Hauptfäden. Dann verbindet sie die
Hauptfäden mit kleinen Fäden. Das ist eine anstrengende
Arbeit! Endlich ist das Netz fertig.
Kunigunde krabbelt auf einen anderen Ast und sieht sich ihr
Spinnennetz an. Es ist schön geometrisch, so wie ein Spinnennetz
sein soll! Doch Kunigunde ist nicht zufrieden.
Also fängt die
Spinne an, ein
anderes Netz zu weben. Wieder spannt sie die Hauptfäden und
verbindet sie dann mit Zwischenfäden. Ruck-Zuck ist das neue Netz
fertig. Doch auch dieses Netz gefällt Kunigunde nicht, obwohl es
wunderschön viereckig ist. „Nein, auch dieses Netz sieht
nicht gemütlich aus! Da kann ich nicht gut schlafen!“, sagt sie.
Auf dem nächsten Ast beginnt sie
ein weiteres Netz zu spinnen. Dieses Mal ist es sehr
außergewöhnlich,
in Dreiecksform. Aber, oh weh, das Netz zerreißt, bevor es fertig
ist! Einen Ast weiter, entsteht ein
weiteres Netz. Dieses Mal webt Kunigunde eine Spirale. Wunderschön
glänzen die Spinnfäden in der Sonne. Der Spinne wird ganz
heiß von der
vielen Arbeit und sie muss sich ausruhen. Da kommt ein großer
Maikäfer und fliegt mitten durch die wunderschöne Spirale.
Das
Spinnennetz ist kaputt! „Kannst du nicht aufpassen ?“,
schimpft die Spinne. Sie hat sich so viel Mühe gemacht und nun
hängen die zerrissenen Fäden in der Luft.
Da krabbelt Kunigunde ein Stück
weiter im Fliederbusch. Schnell hat sie eine neue Stelle gefunden und
beginnt das nächste Netz zu spinnen. Die Hauptfäden verbindet
sie
mit kleinen Fäden, und wenn du genau hinsiehst, kannst du etwas
Besonderes entdecken! Ja, richtig, Kunigunde hat lauter kleine „Z`s“
in ihr Netz gewebt. Kunigunde setzt sich auf das Netz.
Sie macht es sich bequem. Auf einmal kommt ein heftiger Windstoß,
das Netz ist nicht stabil genug, zerreißt und – Schwupps –
hängt
Kunigunde nur noch an einem Faden und baumelt kopfüber in der
Luft. „Jetzt reicht es mir aber!“, ruft die Spinne.
Sie lässt sich an ihrem Faden hinunter auf den Boden. Dann sucht
sie
sich einen Ast aus, der bis auf den Boden reicht. Und sie murmelt:
„Jetzt baue ich mir ein Spinnennetz, wie es noch niemand jemals
gesehen hat! Ich will endlich einen Schlafplatz, der bequem ist,
schön aussieht und nicht so schnell zerstört werden kann!“
Eifrig läuft und klettert die
Spinne hin und her. Ein Käfer kommt vorbei und bleibt stehen, um
zu
sehen, was die Spinne da macht. Endlich ist das neue Netz fertig.
Kunigunde ist sehr zufrieden und lächelt. Ein kleiner Hüpfer
und
die Spinne liegt in ihrem neuen Bett. Das ist sehr bequem! Und es ist
ungewöhnlich! Warum? Kunigunde kuschelte sich ein in ihre selbst
gewebte Hängematte! Da muss die Spinne gähnen und macht
es sich gemütlich in der Hängematte. Ein sanfter Windhauch
bewegt
die Hängematte und schaukelt Kunigunde in den Schlaf. Gute Nacht,
liebe Spinne! Schlaf gut in deinem neuen Bett!